Tag der Erwachsenenbildung 2023 – Erwachsenenpädagogische Professionalität

Kurz-Bericht zur Tagung Erwachsenenpädagogische Professionalität

 

Am 23.06.2023 fand die Tagung "Erwachsenenpädagogische Professionalität" des Teams Erwachsenen-/ Weiterbildung vom IfE der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz statt. Organisiert wurde die Veranstaltung von Prof. Dr. Sebastian Lerch und Jun.-Prof.‘in Dr. Julia Koller gemeinsam mit dem gesamten Team Erwachsenen-/ Weiterbildung. Insgesamt waren an diesem Tag rund 80 Teilnehmer:innen aus Praxis, Politik, Wissenschaft und der Studierendenschaft zu Gast. Es wurde über verschiedene Aspekte von Professionalität in der Erwachsenenbildung diskutiert

Zum Auftakt der Tagung thematisierte Prof. Dr. Henning Pätzold (Universität Koblenz) in seiner Keynote Erwachsenenbildung als “Mission Impossible” basierend auf dem Verständnis von Freud (1937), dass Pädagogik ein unmöglicher Beruf sei. Erwachsenenbildung als Profession grenzte Prof. Dr. Pätzold – angelehnt an aktuelle netzwerktheoretische Befunde – durch den Bildungsbegriff von anderen Professionen ab. Im Professionsverständnis kann Bildung demnach als konstitutives Element und damit als Ausgangspunkt von Erwachsenenbildung als Profession identifiziert werden.

Anschließend konnten die Teilnehmenden beim Markt der Möglichkeiten verschiedene Arbeitsfelder und Projekte der Erwachsenenbildung kennenlernen und sich untereinander vernetzen. In den darauffolgenden Workshops konnten die Teilnehmenden das Innen- und Außenverhältnis von Professionalität in der Erwachsenenbildung aus den Perspektiven verschiedener Referent:innen kennenlernen und diskutieren.

So führte beispielweise Dipl.-Päd. Steffen Wachter (Hessischer Volkshochschulverband) im Rahmen des ersten Workshops die Teilnehmer:innen an die Verbandsarbeit für die VHS heran. Dabei wurden verschiedene Aspekte seiner Arbeit thematisiert. Herr Wachter eröffnete für alle Teilnehmenden verschiedene Innen- und Außenperspektiven auf die Arbeit des Hessischen Volkshochschulverbandes. Es wurde deutlich, dass Herr Wachter Bildung als Schlüssel der erwachsenbildnerischen Profession versteht.

Eine weitere Perspektive konnte durch Frau Tatevik Mkrtchyan geboten werden, welche in der Personalentwicklung von IKEA Deutschland tätig ist. Sie betonte in ihrem Vortrag die Notwendigkeit ausgebildeter Pädagog:innen im Bildungsmanagement von Unternehmen. “Wer, wenn nicht wir?”, lautete ihre berechtigte Frage, um über die Übernahme und Verantwortung spezifischer Aufgaben in diesem Feld zu diskutieren. Die besondere Bedeutung pädagogisch professionell Handelnder trotz und gerade wegen vorherrschender ökonomischer Rationalitäten in Wirtschaftsunternehmen wurde anhand aufgezeigter Ambivalenzen eindrücklich veranschaulicht.

Die AG „Professionelle Standards in einem heterogenen Feld" wurde von Frau Sonja Lux vom Zentrum für wissenschaftliche Weiterbildung der Johannes Gutenberg-Universität geleitet und beschäftigte sich mit professionellen Standards der Erwachsenenbildung. Im Verlauf des Workshops wurde deutlich, wie heterogen Erwachsenenbildung ist und welchen Einfluss dieser Umstand auf die dort beschäftigten Aktuer:innen hat. Es wurde ausgearbeitet, dass sich aufgrund der Unterschiedlichkeit innerhalb des Berufsfeldes zum einen eine umfangreiche Palette an Kompetenzen ausbildet und zum anderen bestehende Kompetenzen fortwährend geschärft werden. Diese Vielseitigkeit führt zugleich zu einer Reihe von Anforderungen und Qualifikationen von Akteur:innen, welche in der Erwachsenenbildung erforderlich sind. Neben diesem Aspekt wurde auch die unterschiedliche – und zum Teil auch prekäre – Vergütung der Tätigkeit im Feld der Erwachsenenbildung rege diskutiert.

Eine weitere Arbeitsgruppe rund um Mareike Schams vom Landesverband für Volkshochschulen Rheinland-Pfalz beschäftigte sich mit den Aufgaben und Zielen der Verbandsarbeit. Hierbei geriet besonders die Rolle des Verbandes  in Bezug auf Professionalisierung und Unterstützungsangebote der Mitglieder sowie Einrichtungen in den Blick. Das Thema Vernetzung wurde sowohl auf Organisationsebene herausgearbeitet als auch im Hinblick auf konkrete Möglichkeiten der entsprechenden Akteur:innen in der Praxis diskutiert.

Der Workshop von Prof. Stefan Bornemann ging der Frage nach einer erwachsenengerechten Didaktik nach und stellte eine konkrete Methode der Teamfindung und Zusammenarbeit vor. Die Teilnehmenden konnten das im Anschluss selbst erproben. Die Übung ist ein möglicher Baustein einer methodisch-didaktischen Aufarbeitung des Themas Projektarbeit als Lernform.

In dem Workshop „Beratung professionell gestalten" von Caroline Dietz, Dr. Martin Reuter, Joshua Dohmen, Marie Rathmann und Henrik Weitzel wurde sich mit wissenschaftlichen Forschungsergebnissen zur Beratung im Kontext von Weiterbildungsangeboten und der professionellen Gestaltung beschäftigt. Dabei  wurde besonders betont, dass Transparenz von Beratungsstellen wichtig ist, um den Bedürfnissen der Ratsuchenden gerecht zu werden. Darüber hinaus wurde über den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Beratung diskutiert. Im Rahmen des Workshops wurde deutlich, dass KI zwar eine Unterstützung sein kann, aber die menschliche Beratung nicht ersetzen sollte.

Anhand der kurzen Einblicke wird bereits die Vielschichtigkeit des besprochenen Begriffs deutlich. Versucht man die vielen Inhalte der Tagung in einem Satz zu bündeln, so kann man sagen: Die innere und äußere Perspektive auf die pädagogische Professionalität sind aufgrund ihrer Diversität schwer zu fassen, aber darin liegt auch der Reiz des Phänomens. Die Komplexität der (pädagogischen) Professionalität bietet eine Fülle verborgener Chancen und nicht ausgeschöpfter Potenziale für unser Feld und darüber hinaus.

Hervorzuheben ist, dass durch die Tagung ein wichtiger Ort der Begegnung und Vernetzung zwischen den unterschiedlichen Feldern der Erwachsenenbildung geschaffen werden konnte. Es kann festgehalten werden, dass es zwar noch einiges zu tun gibt, um die Professionalität in der Erwachsenenbildung stärker sichtbar zu machen und den Bedürfnissen der verschiedenen Zielgruppen gerecht zu werden, aber die Chancen bereits bestehen. Die Veranstaltung kann als ein Startschuss betrachtet werden, die genannten Ziele in Zukunft stärker zu verfolgen.

Wir möchten uns ganz herzlich bei allen Teilnehmer:innen sowie Referent:innen und studentischen Helfer:innen bedanken! Ohne Ihre Unterstützung und rege Beteiligung, wäre der Tag nicht derselbe gewesen.
Wir freuen uns schon auf den nächsten Anlass!

Dankeschön,
das Team Erwachsenen-/ Weiterbildung!

 

Hier finden Sie den Kurzbericht zur Tagung als Download